Erlebbare Geschichte der C&A-Kaufhäuser
Die Ausstellung MAßSTÄBLICH zeigt eine Auswahl der über einhundert Architekturmodelle aus der Sammlung der Draiflessen Collection, von denen die C&A-Kaufhäuser in Berlin, Hamburg, Essen, Celle und Frankfurt am Main intensiver beleuchtet werden. Historische Fotografien der ersten C&A-Häuser, die vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind, führen in die Geschichte ein. Dem gegenübergestellt ist das Modell des Mixed-Use-Komplexes Alea 101, 2009 entworfen vom Architekturbüro Sauerbruch Hutton, der auf dem Gelände gebaut wurde, auf dem sich einst das sogenannte C&A-Stammhaus in der Berliner Königstraße befand. Die weiteren Modelle stammen größtenteils aus den 1970er- bis 90er-Jahren und wurden von Ric Stiens entworfen. In einem Interview erzählt der Architekt die Geschichte der Häuser, die dadurch besonders erlebbar wird. Ein weiteres Highlight sind die eigens für die Ausstellung und das Buch in Auftrag gegebenen Bilder des renommierten Architekturfotografen Hans Georg Esch, der ebenfalls zu Wort kommt. Thomas Höxtermann, Geschäftsführer von Nattler Architekten, schildert die Bedeutung von Modellen in der heutigen Praxis. Nicht zuletzt dank seiner Initiative ist das Ausstellungsprojekt in die Wege geleitet worden.
Die Draiflessen Collection im westfälischen Mettingen, Sitz der Familien- und Unternehmenssammlung der Familie Brenninkmeijer, beherbergt über einhundert Architekturmodelle. Sie zeigen C&A-Kaufhäuser von den Architekturbüros E.A. Gärtner/Ric Stiens bis 1990, Ric Stiens/Heinz Nattler bis 1994, danach Nattler Architekten. Im Laufe der jahrzehntelangen Zusammenarbeit zwischen C&A und dem Essener Büro sind seit den 1950er-Jahren über 170 Kaufhäuser geplant und gebaut worden, die bis heute mehrfach umgebaut und teilweise bereits umgenutzt oder abgerissen worden sind. Die Auswahl der Modelle und Fotografien in der Ausstellung veranschaulicht, wie sich die Architektur im Laufe der Jahrzehnte verändert, wie sie Innenstädte geprägt, sich aber auch an städtebauliche Gegebenheiten angepasst hat.
Die Ausstellung MAßSTÄBLICH war vom 15.05.2024–20.10.2024 erstmalig in der Draiflessen Collection zu sehen. Im Oktober erschien die dazugehörige Publikation mit Fotomaterial aus dem eigenen Archiv sowie Fotografien von HGEsch und wissenschaftlichen Beiträgen zur Unternehmensgeschichte, Kaufhausarchitektur und Modellbau.
Kontinuität in der Zusammenarbeit
Die Brüder Clemens und August Brenninkmeijer legen am 1. Januar 1841 mit Gründung der Firma C&A Brenninkmeijer im niederländischen Sneek den Grundstein für den Konzern, der bis heute international tätig ist. Zum Ende des 19. Jahrhunderts hat das Unternehmen unter den Söhnen in die niederländischen Großstädte mit mehreren Filialen expandiert. Im Jahr 1911 schließlich eröffnet die erste Filiale in Deutschland auf der Königstraße in Berlin – dem Zentrum der Herstellung von Konfektionswaren.
Die Kontinuität der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen C&A Brenninkmeijer und dem heutigen Architekturbüro Nattler beginnt bereits im frühen 20. Jahrhundert mit dem Architekten Sepp Kaiser (1872–1936), der für die ersten rund 20 Kaufhäuser in Deutschland verantwortlich ist. In den 1930er-Jahren kommt Ernst August Gärtner (1905–1983) dazu und avanciert rasch zum Bürochef. Ab 1948 nimmt Gärtner, nun ansässig in Essen (Ruhr), die Arbeit für C&A wieder auf. Zusammen mit Ric Stiens (*1930) besonders aber unter dessen späterer alleiniger Leitung entstehen zahlreiche weitere Neu- und Umbauten, die seit 1994 unter dem Namen Nattler Architekten fortgeführt werden.
Die Draiflessen Collection
2009 gründete die Unternehmer*innenfamilie Brenninkmeijer in ihrer westfälischen Heimat Mettingen Draiflessen. Auf dem ehemaligen Produktionsgelände entstand neben einem modernen Konferenzzentrum ein nach höchsten internationalen Standards geplantes Museum, die Draiflessen Collection, mit Präsentationsflächen für hochkarätige Ausstellungen sowie modernsten Archiv- und Depoträumen. Den Besucher*innen bieten sich im Museum drei verschiedene Bereiche: Die Hauptausstellungsfläche „Main Space“ mit wechselnden Präsentationen künstlerischer Arbeiten und internationaler Leihgaben, der Studiensaal mit der Liberna Collection und Ausstellungen aus dem herausragenden Bestand an Buchkunst und Grafik mit Schwerpunkt im 15. und 17. Jahrhundert sowie DAS Forum als Plattform für interdisziplinäre Forschung, die Einblicke in die wissenschaftliche Arbeit des Familien- und Unternehmensarchivs präsentiert.