Die Kunst der richtigen Distanz
Architekturkritik im Spiegel des Werkes der Architekten von Gerkan, Marg und Partner
Daumen hoch? Daumen runter? So einfach hat es sich die Architekturkritik zu keiner Zeit gemacht. Wie bei jeder guten Kritik ist es auch weniger das abschließende Wert- oder Geschmacksurteil des Kritikers, das interessiert, als vielmehr dessen fundierte Begründung. Für die Architekturkritik eröffnet sich entsprechend dem öffentlichen Charakter jeden Bauens ein weites Feld der Kriterien, an denen sich Architektur messen lässt; so wie Architektur weit mehr als Baukunst ist, muss man die Kritik der Architektur entsprechend als eigene Sparte der Kultur- und Gesellschaftskritik ansehen. Je nachdem, wie sich ein Kritiker positioniert und welche Medien ihm zur Verfügung stehen, setzt er darüber hinaus weitere Schwerpunkte: er kann sich als Vermittler verstehen, der Architektur gegenüber einer Öffentlichkeit erklärt, er kann sein Augenmerk auf die historische und theoretische Einordnung von Architektur legen, oder die Rolle als Korrektiv des Architekten einnehmen. Nicht zuletzt ist Architekturkritik stark zeitgebunden und folgt den wechselnden gesellschaftlichen Strömungen und architektonischen Moden.
In der Ausstellung werden am Beispiel ausgewählter Bauten der Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp), die zu den größten deutschen Architekturbüros zählen und nahezu 400 Bauten national und international realisiert haben, die letzten fünfzig Jahre der Architekturkritik nachgezeichnet: von der ausklingenden Moderne der 1960er Jahre über ökologische und partizipatorische Strömungen und die Zeit der Postmoderne bis zum globalisierten Bauen der Gegenwart. Dazu werden aktuelle Architekturfotografien von Marcus Bredt, der mit seinem sehr pointiertem Blick eine visuelle Architekturkritik unternimmt, mit Statements aus historischen Kritiken in Zeitungen und Fachzeitschriften konfrontiert - zwei Zeitschichten, die zusammen nach der räumlichen und zeitlichen Distanz fragen lassen, die es braucht, um Architektur angemessen erfassen zu können.