Vernissage 21.2.2012 um 19 Uhr
E2A Eckert Eckert Architekten entwickeln ihre Bauten und Projekte als Synthese aus Reaktionen auf den Kontext und der Interpretation des Programms. Neben den Bedingungen des konkreten Ortes werden auch kulturelle, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge bewertet. Angesichts der gestiegenen Komplexität der Bauaufgaben und der zunehmend divergierenden Vorstellungen, die von Politik, Gesellschaft und Bauherren an die Architektur herangetragen werden, betrachtet Piet und Wim Eckerts Konzept der „systematischen Inkohärenz“ auch Widersprüche, Pannen und Unvorhergesehenes als Potential für die Architektur. Im Sinne von Steven Spier geht es darum, den status quo
Diese Haltung basiert darauf, zunächst den eigentlichen Kern der jeweiligen Fragestellung freizulegen, die Essenz der gestellten Aufgabe herauszudestillieren sowie die entwerferische Antwort gänzlich daraufhin auszurichten und zu schärfen. Auf diese Weise und in Verbindung mit der Setzung klarer Prioritäten ? was ist verzichtbar, was gilt es unter allen Umständen beizubehalten? – lässt sich für Piet und Wim Eckert eine spezifische Architektur entwickeln, die der Lage ist, Bedingungen, die sich vormals gegenseitig ausschlossen, zu integrieren und dabei jede Form von „Repertoire“ zu vermeiden.
Projektbeispiele
Bei der Heinrich Böll Stiftung in Berlin wurde die typologische Gegensätzlichkeit der beiden „Raumprotagonisten“ Büro und Konferenzzentrum zum Thema des Entwurfs: In einen eher unscheinbaren Bürokubus implantierten Piet und Wim Eckert eine repräsentative eingeschossige Villa. Dabei offenbart sich die Polarisierung nicht nur in einer unterschiedlichen Materialisierung der Bürogeschosse, gegenüber der Konferenzetage, sondern bestimmt auch die Kubatur des Gebäudes: Die voll verglaste Bel-Etage kragt auf drei Seiten aus, erstreckt sich in den Park und verdeutlicht so ihre Funktion als repräsentative Mitte des Gebäudes. Erst das Zusammenspiel des repräsentativen Foyers mit dem karg materialisierten Bürotrakt ermöglichte es, das ambitionierte Raumprogramm von 7.500 Quadratmeter Nutzfläche im Rahmen des Budgets von EUR 10 Mio. zu realisieren, ohne dass der Bau dabei ärmlich wirkt.
Im Fall des Auditoriums und der Bibliothek Stäfa ging es dagegen darum, für das neue Volumen mit Bibliothek und einer sützenfrei spannenden Aula die bestehenden Fundamente des bis auf das Sockelgeschoss abgetragenen Vorgängerbaus konstruktiv zu nutzen: Um den Bestand zu schonen, wurden die Lasten in die bestehenden Fundamente über 70 Zentimeter starke Wandscheiben abgetragen. Weil diese aus räumlich-funktionalen Gründen nur an wenigen Stellen im Gebäude platziert werden konnten, weiten sich die Stützen für die Träger der Stahlbetonwanne des Saalkörpers nach oben trichterförmig auf und stemmen das Auditorium als abstrahierte Atlasse über dem rundum verglasten Erdgeschoss in die Höhe.
Modelle als zentrales Medium
In dieser Konstellation kommt den Modellen eine besondere Rolle zu: Mit der Architektur teilt es die Dreidimensionalität, und damit verbunden die multiperspektivische Wahrnehmung. Deswegen spielen sie nicht nur als Arbeitsinstrument im Entwurfsprozess eine zentrale Rolle, sondern auch als Präsentationsmedium: Modelle ermöglichen es, den Kerngedanken des Entwurfs dreidimensional nachzuvollziehen und die räumliche Konsequenz einer konzeptionellen Entscheidung zu entdecken. Dabei brauchen sie nicht „wahr“ zu sein, sondern dürfen zeigen, was sie zeigen möchten – als „dreidimensionale Skizzen“ liegt die Qualität ihrer Aussage in der Hervorhebung des Wesentlichen durch bewusste Vereinfachung der Realitäten.
Die Ausstellung
In der Architekturgalerie München wird Architektur in jedem der drei Räume unterschiedlich gedacht und präsentiert: Im Mittelpunkt des ersten und größten Raums stehen realisierte Bauten und Wettbewerbsprojekte, die unter Anwendung des Konzepts der „systematischen Inkohärenz“ idealtypisch auf die Widersprüche der jeweiligen Aufgabe reagieren. Dargestellt werden sie in Form von 18 monochrom weißen Präsentationsmodellen. Lesbar als Röntgenaufnahmen oder Ganzkörperscan, zeigen sie das konzeptionell Essentielle und verbergen das Unwichtige: Die konzentrierte und bestimmte Darstellung eines Aspektes im Modell öffnet dabei gleichzeitig die Sicht auf das Unbestimmte, nicht Sichtbare und Veränderliche.
Der zweite, komplett grau möblierte Raum widmet sich als Leselounge dem Medium Buch: Je ein Büchlein stellt die unterschiedlichen Projekte vertiefend dar und erläutert den Entwurfsgedanken. Der dritte und letzte, in Weiß gehaltene Raum ist dagegen der Darstellung der gebauten Realität vorbehalten: Fotografien bilden die realisierten Bauten ab; die Präsentation orientiert sich an der St. Petersburger Hängung, wobei das Format des Hauses das Format der Photographie bestimmt.
Damit verzichtet die Ausstellung bewusst darauf, jedes Exponat in allen Medien „durchzudeklinieren“, sondern fokussiert die Wechselbeziehung von Modell, Text, Plan und Bild als unterschiedliche Werkzeuge, die in unterschiedlichen Entwurfsphasen zum Einsatz kommen, und die gleichzeitig verschiedene Ebenen der Konstruktion und der Darstellung von Architektur repräsentieren. Zugleich spielt sie dabei mit den Themen Farbe und Sättigung, Abstraktion und Realität.